NervenFlüstern

Grafik auf der zwei Menschen zusehen sind, die Informationen über Lemtrada recherchieren und in der Mitte sind zwei Icons, eine Spritze und die Form der Tablette Lemtrada bei MS

Lemtrada

Das Medikament Lemtrada hat seit 2013 seine Zulassung als Eskalationstherapie in Deutschland. Zuvor war der Wirkstoff Alemtuzumab in Leukämie-Mitteln enthalten. Weshalb auch nur eine Therapie mit Lemtrada in Frage kommt, wenn auf mindestens zwei anderen Multiple Sklerose Therapien keine positive Reaktion gezeigt wurde.

Die Therapie verläuft in zwei Phasen über zwei Jahre. In Phase eins werden an fünf aufeinander folgenden Tagen 12 Milligramm Alemtuzumab verabreicht, gefolgt von Phase zwei ein Jahr später mit derselben Dosis über drei Tage. Studien des Herstellers Safoni zeigen, dass zwei Behandlungsphasen für rund sechs Jahre ausreichend sind. Bei Bedarf kann eine zusätzliche dreitägige Behandlung ein Jahr nach Phase zwei erfolgen.

Eine Infusion dauert etwa vier Stunden und wird mit einer Prämedikation zur Nebenwirkungsmilderung eingeleitet. Nach der Infusion folgen zwei Stunden Beobachtung. Falls notwendig, kann die Infusionsdauer verlängert werden. Bei guter Verträglichkeit dauert die Infusion etwa sechs Stunden. Um Herpesinfektionen zu vermeiden, wird ab dem ersten Behandlungstag ein zusätzliches Medikament verabreicht, das für vier Wochen als Tablette eingenommen wird.

Die häufigste Nebenwirkung von Lemtrada sind Infusionsreaktionen, die sich innerhalb von 24 Stunden nach der Infusion mit Kopfschmerzen, Hautausschlag, Übelkeit, Fieber, Juckreiz oder Schlafstörungen äußern können. Der Wirkstoff Alemtuzumab beeinflusst sowohl kurz- als auch langfristig das Immunsystem. Dadurch kann es zu einer Verminderung der Anzahl weißer Blutkörperchen (Lymphopenie) und immunkompetenter Zellen (Lymphopenie) kommen, was das Risiko von Infektionskrankheiten erhöht.

Ein erhöhtes Risiko besteht für autoimmunvermittelte Erkrankungen wie idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP), Schilddrüsenerkrankungen und seltene Fälle von Nephropathien wie dem Goodpasture-Syndrom. Bei ITP handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, bei der Thrombozyten in der Milz zerstört werden. Das Goodpasture-Syndrom greift Lunge und Nieren an. Während der Lemtrada-Behandlung können Schilddrüsenerkrankungen und autoimmune Zytopenien auftreten, bei denen die Anzahl der Blutzellen abnimmt.

Auch Infusionsassoziierte Reaktionen (ARs) sind möglich, darunter Kopfschmerzen, Ausschlag, Fieber, Übelkeit, Nesselsucht, Hautjucken, Schlaflosigkeit, Atemnot, Herzrasen, Verdauungsstörungen und Schmerzen. Schwere Infektionen, Blutungsreaktionen, Herzerkrankungen und das EBV-assoziierte Lymphoproliferative Syndrom können auftreten, bei dem das Epstein-Barr-Virus das Immunsystem beeinflusst und die Anzahl der Lymphozyten im Blut erhöht.

Wenn du bereits andere Autoimmunerkrankungen oder bösartige Neubildungen hast, solltest du während der Lemtrada-Therapie äußerst vorsichtig sein. Achte auch darauf, wenn du Träger von HBV (Hepatitis B) und/oder HCV (Hepatitis C) bist, da eine Virusreaktivierung auftreten kann, die zu Leberschädigungen führen könnte.

Vor Beginn der Lemtrada-Therapie sollten alle von der Impfkommission empfohlenen Standardimpfungen mindestens sechs Wochen zuvor durchgeführt worden sein, um dein Immunsystem während der Behandlung zu unterstützen. Zu Beginn der Therapie sind verschiedene Kontrolluntersuchungen notwendig, um ein Ausgangsbild zu erstellen und die Eignung für die Behandlung mit Lemtrada zu überprüfen. Da Lemtrada das Immunsystem beeinflusst, werden Screenings für Hepatitis B, das Varizella-Zoster-Virus (Windpocken und Gürtelrose) und Tuberkulose verordnet, um das erhöhte Infektionsrisiko zu berücksichtigen.

Ein umfassendes Blutbild mit Differenzialblutbild wird erstellt, um beispielsweise autoimmune Zytopenien zu überprüfen. Obwohl Lemtrada zur Behandlung von Multipler Sklerose verwendet wird, kann es auch das Risiko für andere Autoimmunerkrankungen erhöhen, wie Schilddrüsenerkrankungen, Gerinnungsstörungen oder Nierenerkrankungen. Daher werden die entsprechenden Werte vor Therapiebeginn kontrolliert. Schilddrüsenhormone werden alle drei Monate über vier Jahre hinweg überwacht.

Leberwerte und das Vorliegen von Infektionskrankheiten wie HIV, Windpocken und Syphilis werden ebenfalls zu Beginn geprüft. Eine mögliche Schwangerschaft wird mittels eines Tests ausgeschlossen. Vor Therapiebeginn wird ein MRT empfohlen, das jährlich wiederholt wird. Jährliche gynäkologische Krebsfrüherkennungen sind für Frauen wichtig. Aufgrund der langanhaltenden Wirkung von Alemtuzumab sind Nachkontrollen über insgesamt vier Jahre nach der letzten Infusion erforderlich. Dazu zählen Blutuntersuchungen, Infektionsscreenings und Überprüfung der Nierenwerte.

Es ist wichtig, während der Behandlung mit Lemtrada keine Schwangerschaft zu planen oder stattfinden zu lassen. Wenn du eine Schwangerschaft in Erwägung ziehst, sollte die zweite Behandlungsphase abgeschlossen sein und anschließend sollte eine Wartezeit von vier Monaten eingehalten werden. Da Schilddrüsenerkrankungen während einer Schwangerschaft ein Risiko darstellen können, wird die Schilddrüsenfunktion bei Schwangeren regelmäßig überwacht. Es ist nicht sicher, ob der Wirkstoff Alemtuzumab in die Muttermilch übergeht, daher wird empfohlen, auf das Stillen zu verzichten.

Lemtrada muss gekühlt, zwischen 2-8° Grad gelagert werden. Es darf nicht eingefroren werden, um die Wirksamkeit zu erhalten. Beim Abholen aus der Apotheke ist eine Kühltasche empfehlenswert.

Name
Lemtrada
Zulassung
2013
Art
Eskalationstherapie
Wirkstoff
Alemtuzumab
Einnahme
Infusion 2 Behandlungsphasen innerhalb von 2 Jahren
Nebenwirkung >10%
Infektion der oberen Atemwege, Harnwegsinfektion, Lymphopenie, Leukopenie, Infusionsassoziierte Reaktionen
Risiken
Erhöhtes Risiko für autoimunvermittelte Erkrankungen, Nephropathien,Schilddrüsenerkrankungen, Verdachtsfälle autoimmuner Zytopenien, Infusionsassoziierte Reaktionen, schwere Blutungsreaktionen, Herzerkrankungen, EBV-assoziiertes Lymphoproliferatives Syndrom
Vorsicht
Besondere Vorsicht gilt bei anderen bestehenden Autoimmunerkrankungen, sowie von Trägern des Hepatitis C und B Virus
Kontrollen
HPV-/VZV-/Tuberkulose-Screening, Großes Blutbild mit Differenzialblutbild, Kreatinin-Spiegel im Serum, Urinanalyse mit Mikros kop, Schilddrüsenfunktionstest
Schwangerschaft
Nutzen/Risiken abwägen bei Therapieanfang und Fortführung. Bei Schwangerschaftswunsch ca. vier Monate warten
Lagerung
Im Kühlschrank zwischen 2-8° Grad Lichtgeschützt lagern Nicht einfrieren!

Hinweis
Die Informationen auf dieser Website ersetzen kein Fachgespräch mit einem Arzt.
Falls darüber nachgedacht wird eine Alternativtherapie einzuschlagen oder die jetzige abzubrechen, sollte vorher mit einem Arzt gesprochen werden. Die Website dient lediglich als Zusammenfassung von Informationen. Es gilt zu beachten das alle Arzneimittel Nebenwirkungen und Risiken enthalten, welche aber nicht bei jedem auftreten müssen.